Nach den beiden Läufen des Weltcups in Arco (Italien) und Bielstein (Deutschland) fand der dritte Lauf in Spa-Francorchamps, Belgien, statt. Den Weltcup in Belgien konnte ich jedoch aufgrund einer Terminkollision mit einer familiären Hochzeit nicht bestreiten. So war ich bei diesem Weltcup nicht am Start.
Bestes Weltcup-Resultat am ersten Tag
Am Mittwoch zeigte sich die Strecke bereits schlammig und nass. Die Regenfälle der vergangenen Tage hatten ihre Spuren hinterlassen. Da der Grossteil der Strecke durch dichten Wald führte, konnte auch die Sonne am Donnerstag nicht viel ausrichten.
Wie gewohnt ging es mit dem ersten Qualifying los. Die Strecke wurde für das erste Rennen gegen den Uhrzeigersinn befahren. Ich legte eine zufriedenstellende Runde hin und sicherte mir Startplatz 5. Da die Start- und Zielgerade relativ schmal war und nur vier Fahrer in der ersten Startreihe starten konnten, musste ich mich mit der zweiten Reihe begnügen – schade, da aus der zweiten Reihe die Chance auf einen Holeshot geringer ist.
Das Rennen startete um 14:00 Uhr bei schönstem Wetter. Direkt nach dem Start gab es einige Positionskämpfe und Rangeleien, wobei mir ein anderer Fahrer mit seinem Lenker den Sattel beschädigte. Der Sattel hielt zwar einigermaßen, doch komfortabel sitzen konnte ich nicht mehr. Ich entschied mich gegen einen Wechsel in der Techzone, solange der Sattel noch funktional war, um keine Zeit zu verlieren.
Ich fuhr konstant meine Runden und konnte mit Rang 5 mein bisher bestes Weltcup-Ergebnis erzielen. Mit dem Resultat war ich zufrieden und fokussierte mich auf den zweiten Tag.
Der grosse Tag, Weltcup Podium!
In der Nacht schüttete es aus Eimern, der Lärm im Wohnmobil weckte mich sogar auf.
Am Donnerstagmorgen war ich einer der wenigen Fahrer, die sich die Strecke im Uhrzeigersinn anschauten. Viele verzichteten aufgrund der widrigen Bedingungen auf das Training. Eine nachvollziehbare Entscheidung, denn die Strecke glich teilweise einem Bachlauf mit Wasserlöchern von bis zu 30 cm Tiefe. Nach knapp zwei Runden entschied auch ich mich, das Training zu beenden und mich auf die Qualifikation vorzubereiten.
Auch in der Qualifikation konnte ich erneut die fünftbeste Zeit erzielen. Allerdings verlor ich einiges an Zeit, da mein Motor zur Hälfte streikte und ich erst nach einem Neustart weiterfahren konnte – das kostete mich sicher eine halbe Minute und damit auch den Platz in der ersten Startreihe.
Kurz vor dem Start setzte der Regen erneut stark ein, und wir warteten bis kurz vor dem Pfiff mit Regenjacke und Regenschirm an der Startlinie. Bei knapp 10 Grad waren die Bedingungen alles andere als einladend.
In der ersten Runde fuhr ich in einer kleineren Gruppe auf Rang 5. Gegen Ende der Runde konnte ich den Viertplatzierten überholen, da ich im Anstieg etwas stärker war. In den folgenden zwei Runden wechselten die Positionen mehrmals, bis ich mich endgültig absetzen konnte und auf Rang 4 lag.
Dann der große Moment: Ich sah, wie der Italiener aus dem Spitzentrio an seinem Bike hantierte, und wusste, das war meine Chance. Plötzlich lag ich auf Podestkurs. Dieses Gefühl beflügelte mich, und ich hatte das Gefühl, plötzlich 20% mehr Energie zu haben. Doch dann streikte auf einmal meine Schaltung – nichts ging mehr. Ich versuchte sofort einen Neustart, der glücklicherweise funktionierte, und konnte das Rennen fortsetzen. Ich behielt meine Konzentration hoch, denn in diesen schwierigen Bedingungen konnte jede Unachtsamkeit fatale Folgen haben.
Nach 6 Runden überquerte ich tatsächlich als Dritter die Ziellinie und konnte mein erstes Weltcup-Podium feiern.
Ein unglaublich toller Erfolg für mich und eine riesige Belohnung für den Aufwand und die vielen Trainingsstunden.
Joris Ryf gewann das Rennen – für mich war es umso schöner, das Podium mit einem guten Freund zu teilen.
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